Montag, 20. Juli 2015

10.7. bis 19.7.2015 Dolomiten

Wir haben eine Woche Ferien! Die Temperaturen sind immer noch hoch. In Chamonix tauen die Gletscher, in der Schweiz ist es uns zu teuer ;-) – also geht es in die Dolomiten. Hier gibt es noch so viele Ziele, dass diese auch für 8 Wochen Urlaub reichen würden. Diesesmal werden wir uns hauptsächlich auf nordseitig ausgerichtete, also schattige Wände, konzentrieren, welche zu anderen Zeiten oft nass und zu kalt sind, aber geniale Klettertouren bieten.

Fr. 10.7. Wir können es kaum erwarten. Um 23 Uhr, gerade mit Packen fertig, fahren wir auch schon los.
Sa 11.7. Wir übernachten um 2 Uhr in Steinach am Brenner vor dem MPreis. Um 8 Uhr öffnet dieser und es gibt im angeschlossenen Bistro ein feines Frühstück. Anschließend fahren wir weiter über den Grödnerpass nach Kolfuschg, wo wir um etwa 11 Uhr ankommen und am Camping einchecken. Ich mache noch einen Spaziergang nach Corvara. Um 15 Uhr fahren wir zum Grödnerjoch. Voller Ungeduld wollen wir noch an der Rodelheilspitze die "Triplano" versuchen. Mit Rucksack und in Turnschuhen klettern wir den Vorbau hinauf und stehen plötzlich im unübersichtlichen Dreier-Gelände. Da hätte ich wohl die Zustiegs-, bzw. Einstiegsbeschreibung fertig durchlesen sollen! Schlussendlich sind wir auch zu spät dran und haben letzte Nacht etwas wenig Schlaf erwischt. Etwas enttäuscht kehren wir um. Nächstes Mal wissen wir jedoch genau, wo wir den Einstieg finden und werden wohl bereits vor dem Vorbau auf den Klettermodus umrüsten!
So, 12.7. Mur Occidentale de Pisciadù, Aquafun (von Roly Galvagni) Wie von Galvagni gewöhnt, super gebohrt, bester Fels. Ein paar kleinere Friends bis 1 und Stopper eingesetzt. Einmal habe ich eine Schlinge angegriffen, weil ich dachte, dass ist schon der Stand. Also kein Onsight ;-) Konnte alles gut und entspannt klettern. Tolle Tour! Heute alles trocken und feine Temperaturen! Vor uns sind noch eine oder zwei Seilschaften. Diese sind jedoch schon fast in Wandmitte, als wir einsteigen und werfen auch keine Steine aus dem Schuttband herunter. So sind wir fein alleine.
Mo, 13.7. In der Nacht etwas Regen. Parte Oscura della Luna, Blade Runner (von Roly Galvagni) Vom Campingplatz zu Fuß. 1. SL noch etwas feucht und ca. 7+. Muss für das os etwas kämpfen. Rest der Tour geht gut. Fantastisch und steil. Sind völlig alleine in der ganzen Wand. Beim Rückweg auf dem 2 Meter breiten und völlig flachen Familienspazierweg knicke ich um und verstauche das Fußgelenk. Am Campingplatz stecke ich den Fuß gleich ins kalte Wasser und lasse mich von Marlies verwöhnen. So wird das gleich wieder besser.
Die, 14.7.  Sportklettern in Frea. Die Touren sind recht hart bewertet. Für 6b, 6b+ muss ich schon arg kämpfen.
Mi, 15.4. Heute ist unser Hochzeitstag: Da muss es schon etwas Besonderes sein. Die Otto Volante am Brunecker Turm wäre da doch gerade richtig! Der Tag ist perfekt, kaum Gewitterneigung und wir fühlen uns beide fit.  Natürlich sind wir etwas angespannt: 2 Seillängen im achten Grad, 6 im siebten, alles recht steil und einige heikle Stellen mit langen Hakenabständen. Um Punkt 8:00 starten wir am Campingplatz, 9:00 Einstieg, 16:00 oben, 16:20 Abstieg, 17:20 Auto. Wir sind die einzige Seilschaft in der Tour! Das bedeutet gleich etwas weniger Stress. Wir können uns die Kräfte einteilen und auch mal eine taktische Pause machen. Wir beobachten 2 Seilschaften in der "Ore e Carbone", eine in "Anton aus Tirol" (diese ist aber später nicht mehr zu sehen – wahrscheinlich abgeseilt). Die beiden 8er sind Einzelstellen. Die erste (mit 8+ bewertet) kann vorher geklinkt werden, anschließend muss sehr entschlossen und richtig gehandelt werden. Hoch auf Mikrotritten anstehen, über dem Dach die richtige Leiste greifen, zweimal beherzt an gut sichtbare Löcher weiterschnappen und dabei den Druck an den Füßen nicht verlieren. Dann wird es wieder leichter und man möchte eh nicht mehr runterfliegen. Nachdem das gut geklappt hat, ist das Selbstvertrauen und etwas Kraft für die 8- (in der 10. Seillänge!) auch noch da. Hier ist die Schlüsselstelle gleich beim ersten Haken. Anscheinend kann man das auch A0 gehen, aber ich stehe gleich so dumm drinnen und der Haken ist gleich so weit rechts und unter mir, dass es nur noch den Weg nach oben gibt. Der Fuß sehr hoch in ein riesiges Loch, ein paar mal schnappen, eindrehen und alles löst sich super auf! In der letzten Seillänge verschenke ich das natürlich nicht mehr und das On-Sight ist geschafft. Die Führerautoren sind sich bei der 8+ recht einig. Ganz sicher bin ich mir nicht, wenn ich das mit anderen Touren vergleiche. Also normalerweise klettere ich keine überhängenden 8+ mit Rucksack und Alpinausrüstung im on sight. Aber lassen wir das mal stehen. Wir freuen uns beide riesig. Hinter Langkofel und Piz Boe hängen schon ein paar Gewitterwolken, eine Stunde nachdem wir auf dem Camping sind, beginnt es zu regnen. Heute schmecken Spaghetti, Pizza, Tiramisu und Bier!
Do, 16.4. Rasttag! Wir shoppen in Kolfuschg (Zustiegsschuhe von Salewa, damit ich nicht wieder blöd mit Turnpatschen im Zustieg rumturnen muss), ab Mittag und in der Nacht immer wieder Regen.
Fr. 17.4. Valparolapass, Ultima Tule am Hexenstein / Sass de Stria (Roly Galvagni). Die Tour ist südostseitig ausgerichtet und daher gleich wieder trocken. Acht Seillängen, laut Topos 7 Seillängen zwischen 7- und 7+. Ich finde die Tour recht gemütlich und gut abgesichert. Alles gelingt gut auf Anhieb. Am Ende der Tour wandern wir noch auf den Gipfel. Überall sind noch die Schützengräben und Stollen aus dem 1. Weltkrieg zu sehen. Ab 16:30 wieder Gewitter und Regen.
Sa, 18.4. Wir fahren Richtung Passo Giau und gehen am Lastoni di Formin die Super Tegolina. Laut  Bewertungen im "Topoguide" erwarte ich eine ähnlich gemütliche Tour wie am Vortag. Die Keile nehme ich eigentlich nur mit, um es in den leichten Seillängen "noch etwas gemütlicher" zu haben. Wenn im "Topoguide" Friends empfohlen werden, benötige ich diese oft nicht oder lasse sie daheim. Auch die Schwierigkeitsangaben sind meiner Meinung nach oft zu hoch und nie  zu tief. Bei dieser Tour ist jedoch alles etwas anders, ich habe sie völlig unterschätzt. Schon die erste Länge ist ein steiler glatter Handriss und "nur" mit 7 bewertet. Ohne Friends wäre ich überhaupt nicht raufgekommen und auch beim 2. Versuch, mit Rasten und von oben gesichert, geht es nur ganz knapp. Die ganze Tour ist dann immer anhaltend und steil. Sobald es etwas leichter wird, werden die Hakenabstände sehr lang. Ich bin auf jeden Fall sehr froh um die 4 Camelots bis Größe 1 und um die kleinen Stopper, die ich im letzten Moment noch eingepackt habe. In der 4. Seillänge fehlt eine Bohrhakenlasche und darunter wartet ein Band für einen Aufschlag.  Ich gehe auf Nummer sicher, klettere die 7+ Stelle (schaut viel schwieriger aus - im Planetmountain mit 7a bewertet!) darunter technisch, um dann gut ausgerastet den fehlenden Haken anzuklettern. So habe ich auch noch Zeit für eine Zackenschlinge, einen Stopper und eine Schlinge um den Dübel. Im Notfall könnte ich auch alles wieder zurückklettern. Zum Glück kommen dann aber doch gute Griffe und ich kann sicher bis zum nächsten Haken weiterziehen.
Die Tour ist von denselben Erstbegehern wie die Ottovalonte. (F. Piardi, F. Tremolada). Eine super Tour in tollem Fels! Aber eben von unten bis oben anspruchsvoll und für uns nicht wie erwartet ein lockeres Ausklettern am letzten Urlaubstag. Wir brauchen 6 Stunden für die Tour, das Gewitter bleibt heute zum Glück aus und auch die Abseilfahrt klappt schnell und problemlos.
So, 19.4. Nach einem gemütlichen Abend am Valparolapass gemütliches Frühstück und gemütliche Heimreise.

Samstag, 4. Juli 2015

4.7.2015 Bockmattli, Kleiner Turm Nordwand, Prachtsexemplar



Eine Hitzewelle mit 35 bis 38 Grad hat uns im Griff. Entweder das Wochenende im Keller bleiben, ins Schwimmbad gehen oder eine Nordwand suchen. Die Entscheidung ist schnell gefällt: Wir stehen um 4 Uhr auf und sind um 8 Uhr am Einstieg auf 1500 m Höhe. Die Tour wurde von Marcel Dettling 2011 eingerichtet – Ein Name der für Qualität und vernünftige Absicherung steht. Hier oben ist es richtig angenehm im Schatten und die Tour ist wirklich ein Prachtsexemplar.
Die SL sind bewertet mit 6b, 6c+, 7a, 6c, 7a, 6c, 5c. Eine genaue Beschreibung findet sich auf http://www.hikr.org/tour/post37179.html bzw. auf dem Topo. Hier kann ich nichts hinzufügen. Die Bewertungen passen in meinen Augen. Ich konnte alles onsight im Vorstieg machen (ok - die 5c hat Marlies souverän geführt!) Dabei ist mir die erste 7a etwas leichter gefallen – den in anderen Beschreibungen zitierten unsicheren Hechtsprung habe ich nicht gefunden. Ich muss anmerken, dass alle Griffe gut eingechalkt waren. Natürlich auch einige völlig unbrauchbare Sackgassen-Griffe. Aber die Griffe und Tritte waren zumindest sichtbar und mussen "nur noch" richtig zusammengebaut werden. Die zweite 7a habe ich nur mit viel Glück geschafft: Meine linke Hand war schon im richtigen Riss, in Extremspannung unter Ausnutzung der gesamten Reichweite,verklemmt, die Füße waren mit Ausspreizen blockiert und mit der rechten Hand kein Griff mehr, um etwas an dieser Lage zu ändern. Nach Abschätzen aller anderer Möglichkeiten und weil ich das Rotpunkt nicht verschenken wollte, habe ich mich dann mit dem ganzen Gewicht in den Handklemmer der linken Hand fallen bzw. pendeln lassen – Und das hat sogar geklappt. Freihängend an einer Hand konnte ich alles wieder sortieren und die nächsten Züge sauber durchziehen. Ich hatte 4 kleine Camelots dabei, jedoch nur einmal in der erste SL (6b) etwas gelegt. Dies nur, weil es sich so gut angeboten hat, nicht weil ich es unbedingt gebraucht hätte. Anschließend war ich dann so gut in Fahrt, dass ich nichts mehr gelegt habe.
Der Abstieg ist in Kletterschuhen in 15 Minuten schnell, bequem und sicher erledigt. Ich vermute, dass man mit Abseilen länger braucht.
Einfach eine Top-Tour! Super Fels, gute Absicherung, viel Abwechslung mit Platten, Überhängen, Rissen und Wandkletterei. Und – immer bequeme Standplätze. Man findet einfach nichts zum Meckern.