Die Sonnenstrahlen streifen die Wand erst stellenweise und so muss 6a+ mit kalten gefühllosen Fingern funktionieren. In der 2. SL verklettere ich mich dann gleich, der Stand und die Haken links außen, mitten in einer Platte sind fast unsichtbar. Nach der 5. SL lassen wir eine Seilschaft überholen, da sie etwas schneller sind. Leider haben die dann Probleme in L8: der Vorsteiger kommt 5 Meter vor dem Stand nicht mehr weiter und muss ausgewechselt werden ;-) So müssen wir nochmals etwas warten.
Mein Rotpunkt verschenke ich bereits in L7 6c völlig unnötig: hier muss man ganz links außen auf einen kleinen spitzen Tritt antreten, dann rechts ein Seitgriffchen und dann links hoch zu einem großen Untergriff. Irgendwie möchte ich es besonders gut machen, bevor ich den großen Untergriff nehme stelle ich den Fuß schon hoch auf Reibung und Gegendruck. Und als ich den Untergriff schon habe und umsetzen möchte rutscht völlig unerwartet der Fuß weg. Beim 2. Versuch bleibe ich „bequem“ auf dem Spitztritt stehen und alles geht „easy“.
L8 6c+, als schwerste Länge „gelobt“ geht dafür auf Anhieb. Hier bin ich durch die Versuche der vorigen Seilschaft schon etwas vorgewarnt, vielleicht wird dadurch auch mein Ehrgeiz und die richtige Konzentration geweckt. Natürlich ist es nicht ganz einfach, an er Schlüsselstelle muss man schon ein paar mal sehr entschlossen weiter. Und auch durch die langen Hakenabstände vor der eigentlichen Schlüsselstelle darf man sich nicht aus der Ruhe bringen lassen.
L10 6c hat es auch noch einmal in sich. Die erste Stelle im Quergang kann ich erst beim 2. Versuch sauber klettern. Bei der nächsten schweren Stelle habe ich irgendwie nicht die richtige Höhe erwischt, war wohl zu hoch, und dann war irgendwann die Luft und die Geduld weg. Hier muss man wirklich noch einmal sehr entschlossen und geduldig ans Werk gehen, wenn man diese Länge punkten möchte. Vielleicht in 20 Jahren – wer weiß.
Irgendwie ist uns ab L9 die Zeit dann doch etwas davongerannt und wir sind erst um 16:15, nach fast 8 Stunden am Gipfel. Jetzt noch Abseilstelle suchen – wir wollen auf die Norseite absteigen. Nicht Richtung Gipfel sondern direkt am Grat ein paar Meter in Richtung 4. Kirchlispitze – gut zu sehen. Die Schlingen um den Gratzacken schauen zuerst etwas verwegen aus, bei näherer Betrachtung scheint der Zacken aber zumindest teilweise gut verwachsen zu sein und schon zu halten. Nach 1x20m und 1x50m Abseilen steht man im leichten Gelände und ist schnell unten. Um 18 Uhr sind wir wieder bei unserem Basecamp und um 20:30 mit reichlich Verspätung bei Andi&Helga wo wir zur besten Pizza der Welt aus eigenem Pizzaofen eingeladen sind. Der Ofen wurde inzwischen zum 2. Mal angeheizt und Bier gibt es auch noch genug.
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