Montag, 2. Juli 2018

So, 1.7.2018 Moor KCG

Für heute ist ein heißer Sommertag ohne Gewitter angesagt. Da fällt mir ein, dass ich am Moor noch eine Geschichte offen habe. Hier fehlen uns noch die letzten Seillängen der KCG, außerdem konnte ich die erste Länge vor zweieinhalb Jahren nicht rotpunkt klettern. Siehe dazu auch meinen Bericht von 2015.

Diesmal wollen wir statt Abseilen über den Gipfel aussteigen und deponieren deshalb etwas Wasser und Jause am Wanderweg und wählen den Zustieg von der linken Seite über die steilen Grasflanken zum Einstieg.
Die Einstiegslänge habe ich noch in guter Erinnerung: Ein absoluter Kaltstart in eine 6c+ mit guten Chancen auf der Sicherungspartnerin oder am Boden aufzuschlagen, wenn man sich etwas ungeschickt anstellt. Auch heute klettere ich wieder ein paarmal bis zum ersten Bolt und wieder zurück zum Boden. Dann sind die Finger warm und ich habe einen ungefähren Plan. Der entschlossen Zug über den ersten Bolt ist der schwierigste – es geht darum, aus einer leicht überhängenden Wand in eine steile Platte mit kleinen Griffen und schlechten Tritten zu kommen –  dann stehe ich neben dem Haken und es geht „nur “ noch darum, entschlossen und sauber weiterzuklettern. Heute bin ich schon darauf eingestellt, was mich erwartet und weiß, dass ich die Stellen klettern kann. Außerdem werde ich wohl nicht nochmal hier heraufkommen, nur weil ich zu feige bin, die Haken ehrlich anzuklettern und zu klinken. So gelingt die Länge wirklich rotpunkt. Die folgenden Längen sind alle leichter, aber es gibt schon noch die eine oder andere Stelle, wo man den roten Punkt noch versemmeln könnte.
Die Kletterei ist meist steil, interessant und genial. Auch die 6b-Länge mit dem Wandbuch ist durchaus fordernd, steil, komplex und interessant. Nur zum Eintragen ins Wandbuch während der Rotpunktbegehung hatte ich absolut keine Hand frei. Das Buch wäre am nächsten Standplatz ebensogut aufgehoben. Auch die letzten 2 SL bieten sehr schöne Kletterei in den schwierigeren Passagen und sollten keinesfalls ausgelassen werden. Hier sind aber auch einige längere leichte und auch etwas brüchige Meter anzutreffen. Auch mit dem Einsatz von Keilen oder Friends lassen sich hier lange Runouts nicht vermeiden. In den leichten Passagen ist das Gelände aber gestuft und übersichtlich. Man findet immer feste Tritte und Griffe und mit entsprechender Vorsicht und alpiner Erfahrung lässt sich durchaus sicher klettern. Vor dem letzten Stand kommt noch ein kurzer kniffliger Aufschwung (5b). Wenn man den alten Schlaghaken nicht vertraut (was durchaus vernünftig ist) lässt sich kurz vor dieser Stelle ein sicherer 0,5er Camelot legen.
Vom letzten Standplatz geht es im Gehgelände unschwierig zu P. 2248 und von dort zum Hauptgipfel (2344 m). Dazwischen müssen noch 15 m über eine brüchige, steile Wand abgeseilt werden. Der Abseilstand besteht aus zwei Schlaghaken und altem Geschnür, jetzt noch mit einer dünnen Reepschnur um kleinen Felskopf verstärkt.
Vom Hauptgipfel dann mit kurzem Abklettern zum Wanderweg. Beim Abstieg müssen ein paar alte Schneefelder gequert werden. Diese sind jetzt im Sommer aber nicht mehr problematisch (entweder weich, oder flach oder schon abgeschmolzen)
Am Depot gibt es – schon wieder – eine Rast mit Jause und dann kommt noch der Abstieg nach Wildhaus. Insgesamt eine tolle Tour für einen ausgefüllten Tag!

Facts:
Allerbester Fels, steil, rauh und griffig. Nur in den leichten, weniger steilen Passagen etwas brüchig. Die Tour wurde 2006 saniert: Die Stände sind sehr gut, auch dazwischen viele gute Bohrhaken. Es wurden aber auch einige Schlaghaken und alte Bohrhaken und Stifte zur Absicherung neuralgischer Stellen belassen. Hier ist entsprechende Vorsicht angesagt. Mit einer Auswahl an 2 bis 3 kleinen Cams bis 0,5 lässt sich die Absicherung an einigen wenigen Stellen verbessern. Mehr mobile Sicherungsmittel lassen sich nicht gewinnbringend einsetzen. Die absolute Schlüssellänge, sowohl technisch als auch moralisch, ist die erste Länge. Wenn man diese gut gemeistert hat, sollte der Rest der Tour keine Probleme mehr bereiten.
Der Ausstieg über den Gipfel ist sehr schön, unschwierig und absolut empfehlenswert wenn man schon mal die weite Anreise gemacht hat. Es lohnt sich, dafür die Zustiegsschuhe mitzuschleppen. Falls noch Zeit bleibt findet man Blumenwiesen zum Relaxen und eine schöne Aussicht. Und man erspart sich das Abseilen und den steilen Abstieg vom Wandfuss. Zeitmäßig ist der Abstieg über den Gipfel länger. Er sollte nur bei entsprechend sicherem Wetter, Trockenheit und guter Sicht angegangen werden.


Die Tour ist nicht so flach, wie es hier aussieht!
Blumenwiese nach dem Ausstieg
Übergang zum Hauptgipfel
Abseilen beim Übergang zum Hauptgipfel
Altmann
Moor


Keine Kommentare: